Entwicklung medizintechnischer Innovationen für die minimalinvasive Viszeralchirurgie: Erfahrungen und zukünftige Perspektiven der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie (Dienstag, 13.30 Uhr, Schinkelsaal) |
Minimal invasive Viszeralchirurgie stellt nach wie vor eine Herausforderung für Chirurgen dar, nicht nur Berufsanfänger, sondern auch erfahrene Chirurgen, da eine regelmäßige Routine und das Abarbeiten einer Lernkurve eine große Rolle bei der sicheren Durchführung der Operationen spielen. Demgegenüber steht eine immer größer werdende Nachfrage durch die Patienten, die im Rahmen von Publikationen im Internet selbst informiert sind und mit wachsender Erwartungshaltung an den Chirurgen herantreten. Aspekte wie besonders kleine Narben im Hinblick auf kosmetische Fragen, besonders kurze Krankenhausaufenthalte, frühzeitiger Kostaufbau und geringes Operationstrauma kommen hier zur Diskussion. Patienten haben häufig bereits sehr konkrete Vorstellungen, wie Operationen ablaufen. Die Möglichkeiten der Instrumente, die für die minimal-invasive Chirurgie eingesetzt werden, sind nach wie vor beschränkter als die für die offen-konservative Chirurgie. Sie sind an langen Stangen montiert und verfügen über einen großen Hebelarm, dem durch Übung des Chirurgen Rechnung getragen werden muß. Optische Darstellung erfolgt über Kamerasysteme, die erst allmählich auch den Bedürfnissen des dreidimensionalen und ermüdungsfreien Sehens des Operateurs und der Assistenten angepasst werden.
Medizintechnik wird häufig durch Techniker konzipiert, die nicht selbst am Patienten arbeiten müssen. Ärzte werden in „Beratungsfunktionen“ insbesondere für große Medizintechnik-Monopolisten tätig. Hier besteht Optimierungsbedarf. Es fehlt bisher die Möglichkeit, direkte Ideen der Ärzte in zu entstehende Medizinprodukte einfließen zu lassen und umzusetzen. Hier müssen neue Schnittstellen geschaffen werden. Der Bedarf und das Design für neue Techniken müssen durch Ärzte definiert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Technik und Medizin muss Ärzten gegenüber offener werden. Darum wurde in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie seit ca. 10 Jahren in Form von Forschungs- und Entwicklungs-Projekten der direkte Kontakt zwischen Firmen und der Medizinischen Fakultät hergestellt und innovative Medizintechnikprodukte nach den Vorstellungen der Chirurgie entwickelt.
Netzwerkstrukturen mit KMUs der Region wurden aufgebaut und mit Hilfe von Förderprojekten sowohl des Landes Sachsen-Anhalt als auch des Bundes wurden Technologie-Plattformen selektiert, die für die weiterführende Generierung von Wertschöpfungsketten wichtig sind. Dies soll in Zukunft weiter ausgebaut und etabliert werden in Form von neuen Projektideen, nicht zuletzt um die strukturschwache Region Sachsen-Anhalt im nationalen und internationalen Wettbewerb zu unterstützen und Nachhaltigkeit aufgrund diesen kurzen Wegen vom Ideengeber zum Entwickler zu garantieren.
Dr. Cora Wex/ Prof. Dr. Christiane Bruns
Universitätsklinikum Magdeburg